Nieder-Eschbach war in den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts, mit anderen Orten durch Erbgang an den Grafen von Stollberg
gefallen. 1538 führte er in seinem Land die Reformation ein, weil er vom katholischen zum protestantischen Glauben wechselte.
Trotz mehrfachen Wechsel ihrer Herrschaft blieben die Eschbacher bei Ihrem neuen Glauben.
Der Müller der herrschaftichen Mühle Johannes Schüler aus Harheim, heiratete so 1684 in Ober-Erlenbach. Es gab derer mit kath. Glaubens nicht viele und wenn gingen diese in die kath. Kirche nach Ober-Erlenbach.
Dies sollte sich dann erst wieder in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts ändern.
Auf der Suche nach Arbeit kamen viele Katholiken aus der Rhön, aus Bayer und dem Fuldaer Land nach Nieder-Eschbach um hier auf den
großen Bauernhöfen oder in Frankfurt ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Viele von ihnen blieben, gründeten Familien und wurden in Eschbach heimisch.
So entstand bald eine kleine katholische Diasporagemeinde.
Am 16. Juni 1928 mit Dekret des Bischöflichen Ordinates zu Mainz, wurde Nieder-Eschbach mit knapp 80 Katholiken eine selbständige Kirchengemeinde als Filiale der katholischen Pfarrei Ober-Erlenbach.
Das einzige was nun fehlte war eine eigene Kapelle. Am 21. Juni 1931 wurde dazu der Grundstein gelegt. Der damalige Pfarrer Hain
aus Ober-Erlenbach tat den ersten Spatenstich.
Schon drei Jahre später konnte mit Hilfe des Bonifatius-Vereins und des selbstlosen Einsatzes der nun ansässigen Katholiken und
vieler evangelischer Christen die neue St. Josephs Kapelle eingeweiht werden.
In einer halbjährlicher Bauzeit vom 21. Juni - 12. Dezember wurde sie errichtet und 120 Sitzplätze standen nun den Gläubigen zur Verfügung.
Ein besonderer Tag für die kleine Gemeinde war die feierliche Benediktion der neunen kleinen Kirche am 13. Dezember 1931.
Am Nachmittag des Weihtages fand im Saale Heftrich eine weltliche Feier statt, bei der, der Jungfrauenverein aus Ober-Erlenbach ein Theaterstück aufführte " O du liebe Frau Elisabeth".
Auch der Musikverein Ober-Erlenbach und der Gesellenchor aus Bad Homburg- Kirdorf, wirkten bei dieser Feier mit.
Jeden Sonntag wurde nun in der neuen Kapelle in Nieder-Eschbach ein eigener Gottesdienst gefeier, das ersparte den hiesigen Katholiken einen sonntäglichen Kirchgang zur Pfarrkirche nach Ober-Erlenbach. Da es aber schwierig war, für diesen Gottesdienst eine Aushilfe zu bekommen, entschloss sich das Bischöfliche Ordinariat in Mainz zur Errichtung einer Kaplanei in der Mutterpfarrei Ober-Erlenbach. So kam am 16. Januar 1932 der Neupriester Albert Urban in die Pfarrei und übernahm die Seelsorge in Nieder-Eschbach.
Vierhundert Jahre nach der Reformation am Ostermontag, dem 28. März 1932 feierte die Gemeinde erstmals wieder den Weißen Sonntag.
12 Kinder empfingen an diesem Tag die Heilige Kommunion.
Es war ein besonderer Tag für die Nieder-Eschbacher Katholiken, als auch die Fronleichnamsprozession am 29.Mai 1932, die Kaplan Urban hielt und ihren Abschluss auf dem Kircheneigenen Gelände nahm.
Unsere anfänglich kleine kath. Kirchengemeinde wuchs von Jahr zu Jahr.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieg 1946, fanden 450 Heimatvertriebene, meist Katholiken aus Ungarn und dem Sudetenland in Nieder-Eschbach eine neue Heimat, auch Spätaussiedler.
Im Jahr 1958 setzte eine grade zu stürmische Aufwärtsentwicklung ein.
Mit der 1910 eröffneten Straßenbahnlinie 25 war Nieder-Eschbach von Frankfurt gut erreichbar.
Es entstanden neue Wohnstätten, die Sudeten -und Ungarnsiedlung, Wohnblocks in der Albert-Schweitzer-Straße, Reihen -und Einzelhäuser. Nieder-Eschbach wurde immer größer.
Im Jahr 1900 hatte Nieder-Eschbach 704 Einwohner, 1939 waren es 1376 Einwohner und 1961 wuchs die Zahl derer auf 3004.
Im Jahr 1966 lebten etwa 2000 Katholiken in Nieder-Eschbach.
Das größte Problem war schon in den Fünfziger Jahren die Raumfrage.
Die kleine St. Josefkapelle mit ihren 120 Sitzplätzen war längst zu klein geworden.
An machen Gottesdiensten fanden nicht alle Platz und es musste in einem Anbau der Messe gefolgt werden, man konnte aber nicht einmal den Priester sehen.
Dieser Zustand konnte so nicht bleiben.
Im Jahr 1962 war das große Projekt der kath. Gemeinde zu erkennen, wie aus einem Brief von Pfarrer Adam Heinstadt an die Mitglieder der Gemeinde hervorgeht:
"Liebe Katholiken von Nieder-Eschbach!
Zunächst möchte ich Euch allen recht herzlich danken für Eure Treue und Euren Großmut, mit dem Ihr Eure monatliche Gabe für den Kirchenbau entrichtet. Es kommen monatlich ca. Tausend DM zusammen. Immhin ein schöner Betrag! Dadurch kommen wir unserem Ziel- eine Kirche zu bauen und die Tochtergemeinde Nieder-Eschbach von der Mutterpfarrei Ober-Erlenbach loszutrennen - immer näher. Allen Mitarbeitern, den Spendern und besonders den Sammlern und Sammlerinnen, sage ich ein vom Herren kommendes, Vergelt's Gott' ! Wenn ich Euch nun heute den Kirchenbescheid für das Jahr 1962 zusende, so schimpft bitte nicht: "Die Kirche hat einen großen Magen; sie ist unersättlich!' sondern denkt daran, daß diese örtlichen Kirchensteuergelder letztlich auch unserem Kirchenbau zugute kommen."
(aus Geschichte der kath. Pfarrgemeinde St. Martin zu Ober-Erlenbach v. Joachim Ziegler)
Im Jahr 1965 war es dann endlich soweit. Nach langen und wohl schwierigen Verhandlungen konnte schließlich mit dem Kirchenbau begonnen werde.
Das Bischöfliche Ordinariat hatte den Entwurf, für den sich der Kirchenstiftungsrat entschieden hatte, nicht genehmigt, so dass schließlich derjenige des Architekten Erwin von Aaaken aus Würzburg, der auch schon die Oberbauleitung hatte, zum Zuge kam. Ausgeführt wurde der Kirchenbau von der Frankfurt Baufirma Ernst Ambrosius und Sohn.
Die Finanzierung aber allein bereitete schon Sorgen, da zur Vollendung des Rohbaues ein Kredit von 100.000 DM aufgenommen werden musste.
Pfarrer Adam Heinstadt der sich unermüdlich und mit viel Einsatz um seine Filialkirche kümmerte, hatte schon lange Zeit vor dem
Baubeginn mit weiser Vorraussicht dafür gesorgt, dass ein Stück Land von der Gemeinde Nieder-Eschbach zu einem günstigen Preis angekauft werden konnte, zum damaligen Preis von 50,00 DM je
Quadratmeter.
Die Gesamtkosten für den Bau, einschließlich Turm und Pfarrhaus sollten sich auf 1.350.000,-- DM belaufen.
Pfarrer Heinstadt sammelte durch eigenen Einsatz Spenden in Höhe von ca. 200.000,-- DM. Der örtliche Kirchenbauverein und der Bonifatiusverein brachten 120.000,-- DM mit ein.
Am 1. Dezember 1965 wurde mit dem Bau begonnen. Feierlich wurde der Grundstein durch den damaligen Generalvikar der Diözese Mainz Prälat Ludwig Haenlein gelegt.
Am Sonntag, dem 19.November 1967 war es dann soweit. Das neue Gotteshaus wurde durch den Diözesenbischof Prof. Dr. Hermann Volk unter großer Beteiligung der Gläubigen aus der Gesamtpfarrei konsekriert.
Sie wurde dem ersten Märtyrer der katholischen Kirche, St. Stephanus, geweiht. Die im Altar eingefügten Reliquien stammen von den Märtyrern: St.Timotheus, St. Justinus und St. Virginia.
H.H. Pfarrer Heinstadt, der Erbauer der Kirche und der damalige Pfarrer der Gesamtgemeinde Ober-Erlenbach, begrüßte an diesem großen Tag der Gemeinde die Ehrengäste.
Derer waren:
Diözesanbischof Prof. Dr. Hermann Volk,
Generalvikar Prälat Haenlein
Diözesanbaurat Dicke,
Dekan A. Schwab,
Abbe' Pinte aus der fränzösichen Partnerstadt Deuil-La-Barre,
die Pfarrer der Nachbargemeinden,
die früheren Kapläne,
die Kapuzinerpatres Kilian, Wolfgang und Morand,
Landrat Milius,
Bürgermeister Nuding,
Pfarrer Schröck von der ev. Kirchengemeinde,
die Herren des Stiftungsrates,
die Damen und Herren des Kirchbaukuratoriums.
Pfarrer Heinstadt dankte in seiner Ansprache Gott mit Freude und Stolz der Gemeinde und allen Helfern in Nah und Fern für das gelungene Werk. Zum gemütlichen Beisammensein und Abschluss traf man sich im ev. Gemeindezentrum.
Die gerade mal 44 Jahre alte St. Josephskapelle wurde 1975 abgerissen.
Zusammengestellt von Beate Lamb
Quelle: Festschrift 40 Jahre St. Stephanus Nieder-Eschbach;1200 Jahre Nieder-Eschbach; Nieder-Eschbach,Geschichte und Geschichten;
Geschichte der kath. Pfarrgemeinde St. Martin zu Ober-Erlenbach.